Wirtschaftswissenschaftler fordern einen Schuldenerlass

Griechenland steckt in einer finanziellen Krise und daher fordern Wirtschaftswissenschaftler einen Schuldenerlass. Nach Aussage von Bundeskanzlerin Merkel und Finanzminister Schäuble sollen sich private Gläubiger an einem weiteren Hilfspaket beteiligen. Und dieses neue Hilfspaket solle nur zu vierzig Prozent aus Bürgschaften der EU-Mitgliedsstaaten finanziert werden. Für FDP-Bundestagsfraktionsvize Patrick Döring ist die Beteiligung privater Gläubiger an dem Hilfspaket obligatorisch.

Dagegen würde FDP-Fraktionsvize Jürgen Koppelin auch das Risiko einer Staatspleite Griechenlands in Kauf nehmen, wenn das Land im Gegenzug zu den Hilfspaketen nicht noch weitere eigene Schritte zum wirtschaftlichen Aufschwung unternehmen würde. Einige Abgeordnete wünschen sich eine noch stärkere Einbindung des Bundestags bei der Vergabe von Hilfspaketen. Außerdem wurde für weitere Zahlungen an finanziell in Not geratenen EU-Mitgliedsstaaten ein Parlamentsvorbehalt gefordert.

Die beiden deutschen Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn sowie Clemens Fuest jedoch zeigten sich weniger erfreut über die Lösung als die Koalitionspolitiker. Griechenland habe nicht nur ein bloßes Liquiditätsproblem, sondern das Land sei insolvent. Laut Aussage von Sinn ließe sich in diesem Fall mit einer Laufzeitverlängerung kaum etwas ausrichten. Der einzige Weg, Griechenland vor der Insolvenz zu retten, sei ein Erlass der Schulden. Und schließlich könne man das griechische Staatsvermögen nicht kurzfristig verkaufen.

Hans-Werner Sinn befürchtet im Gegensatz zur EZB jedoch nicht, dass es zu einem Zusammenbruch des Bankensystems im Zuge eines Schuldenerlasses kommen werde. Ebenso betonte auch der Finanzwissenschaftler Fuest, dass sich eine Insolvenz Griechenlands durch eine Verlängerung der Laufzeit keineswegs verhindern, sondern lediglich hinauszögern ließe. Fuest empfahl der EU parallel zum Schuldenschnitt ein Bankstützungsprogramm. Gustav Horn, Direktor für Makroökonomie und Konjunkturforschung, hält die Maßnahmen der EZB im Hinblick auf eine Umschuldung für angemessen, da jede Art von Umschuldung das griechische Bankensystem zusammenbrechen ließe. Außerdem sei damit zu rechnen, dass die Abschreibungen, welche aus der Umschuldung hervorgingen, zu destabilisierenden Schäden im Finanzsektor führen würden. Der zu erwartende Ansteckungseffekt in den übrigen Krisenländern müsse jedoch als kritischer eingeschätzt werden.